Derart viele Wendungen im Klassement, vor allem an der Spitze hat selten eine Rallye gesehen.
Fotos: Harald Illmer
Gleich auf der zweiten Sonderprüfungen verabschiedeten sich die Top-Favoriten Gerwald Grössing und Raimund Baumschlager vom Geschehen. Lokalmatador Grössing wurde der Motor zum Verhängnis, dem oberösterreichischen Ex-Staatsmeister Baumschlager ein Graben neben der Strecke, der zum unüberwindbares Hindernis für die Weiterfahrt wurde.
Auch Gerald Rigler (Reifenschaden) und Andi Aigner (technischer Defekt) hatten Probleme auf dieser Prüfung, in der 2WD wurde Christoph Zellhofer im zweiten Durchgang durch eine kaputte Halbachse aus dem Rennen geworfen.
In diesem Stil ging es auch am Nachmittag weiter: Der zu Mittag gleichauf mit Niki Mayr-Melnhof führende Staatsmeister Hermann Neubauer fiel auf dem Rundkurs Haraseben spektakulär aus. Ein kleiner Motorbrand wurde vor Ort von der Crew gelöscht, noch bevor die alarmierte Feuerwehr eintreffen konnte.
Der Showdown lautete für die letzten Prüfungen also Christian Schuberth-Mrlik, der nach einem Missgeschick am Start und einer leichten Kollision mit einem Heuballen auf SP 3 im Laufe der Rallye wieder Bestzeiten fuhr gegen Niki Mayr-Melnhof, der bis dahin eine ruhige Rallye ohne größere Zwischenfälle genoß.
Schon auf Sonderprüfung 6, die drittletzte am heutigen Tag, bekam Mayr-Melnhof Probleme mit seinem Motor. Wie sich später herausstellte, brach ein Teil im Ansaugtrakt, weswegen der Motor ins Notprogramm wechselte. Mit letzter Kraft schleppte sich der Fiesta R5 ins Service, wo in buchstäblich letzter Minute der Fehler behoben und die Siegchance doch noch erhalten werden konnte.
Die abschließende Powerstage, der Rundkurs Haraseben brachte die entscheidende Wendung: Schuberth-Mrlik lag in Schlagdistanz und versuchte mit beherzter Fahrweise die fehlenden Sekunden auf den Gesamtsieg gegen Mayr-Melnhof gutzumachen. Der bereits im Ziel der Sonderprüfung befindliche Forstinger-Pilot Mayr-Melnhof wartete allerdings vergebens auf den Zeitenvergleich: Christian Schuberth-Mrlik verunfallte auf den letzten Kilometern - der Kampf um den Gesamtsieg war entschieden!
Auf die nachfolgenden Podiumstreppen rutschten Kris Rosenberger, der bei seiner ersten Rallye in einem R5-Boliden völlig überrascht vom sensationellen Ergebnis war und Martin Kalteis, ebenfalls überglücklich, dass nach vielen Ausfällen in der Vergangenheit er nun mit einem Podiumsplatz im Gesamtklassement verwöhnt wurde!
Mayr-Melnhof zu seinem Gesamtsieg:
"Es war ein Wahnsinn - die gesamte Rallye. Das Wetter, diese Hitze, so viele Unfälle! Nacheinander sind alle meine Konkurrenten ausgefallen, erst Raimund und Gerwald, dann der Motorschaden bei Hermann und jetzt auch noch Christian Schuberth-Mrlik!
Ich hatte meine größten Probleme, das Auto nach SP 6 noch 500m ins Service zu schieben, danach hat auch die Crew nur mehr geschoben und als wir endlich wieder auf die Strecke raus kamen, galt es nur mehr reine Attacke zu fahren.
Durch den Sieg haben wir auch die Zwischenwertung der österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft 2017 auf den Kopf gestellt: Diese führen wir nun mit unserem R5 und 55 Punkten vor Hermann Neubauer mit 53 Punkten und Raimund Baumschlager mit 49 Punkte jeweils im WRC-Boliden an.
Die Veranstaltung ist eine weltweit einzigartige Rallye - den Sieg verdanke ich auch Forstinger, die durch ihre Unterstützung meinen Start möglich machen, persönlich möchte ich vor allem Beppo, meinem Teamchef und Poldi, meinem Beifahrer Danke sagen. Ich bin ja eigentlich von der Rundstrecke hergekommen, aber jetzt macht es so viel mehr Spaß, eine Rallye hier zu gewinnen - es fühlt sich Mega an!"
Rosenberger zum zweiten Gesamtrang:
"Ich bedanke mich beim gesamten Team, bei meiner Copilotin, meinen Mechanikern und dem Auto, obwohl ich mich erst an das moderne Gerät gewöhnen musste. Ich konnte noch nicht immer alles herausholen, bin aber umso glücklicher mit der Platzierung. Insgesamt ein sensationelles Ergebnis."
Kalteis zum dritten Gesamtrang:
"Brutale Bedingungen, besonders für unser Auto und die Hinterachse, aber wir sind überglücklich, es mit dieser Platzierung ins Ziel geschafft zu haben."
In der 2WD Staatsmeisterschaft gab es von der ersten Sonderprüfung an einen Dominator: Julian Wagner im Opel Adam R2 gewann alle Sonderprüfungen in der 2WD-Wertung und hatte am Ende einen satten Zeitpolster auf Kristof Klausz und Michael Kogler auf Platz zwei und drei. Gleichzeitig gewann Wagner auch die Juniorenwertung vor Klausz.
Julian Wagner dazu:
"Extrem coole SPs, extrem anspruchsvoll, ich habe viele Unfälle gesehen. Zum Glück bin ich gut durchgekommen und habe mir keinen einzigen Fehler geleistet. Schade, dass zwei Prüfungen wegen der Ausfälle nicht zu Ende gefahren wurden, ich bin mit meinem Auto erst die zweite Schotterrallye gefahren und hätte gerne den Lernprozess weiter intensiviert.
Wir haben alle SP-Bestzeiten der 2WD geholt, sind mit der Leistung von uns, dem Auto und dem Team richtig zufrieden und schauen schon, was in Zukunft noch möglich ist."
Rallyeleiter Gottfried Mannsberger zieht Resümee:
"Meine erste Schneebergland Rallye hatte ich mir eigentlich ruhiger vorgestellt. An derart viele Zwischenfälle und Umstürze kann ich mich in der österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft gar nicht erinnern. Trotzdem bin ich sehr froh, dass alle Zwischenfälle glimpflich ausgegangen sind und die Rallye für alle Zuschauer so spannend ablief. Man hatte nicht nur als Fahrer und Beifahrer keine Möglichkeit zu einer Verschnaufpause. Ich möchte mich für heuer mit dem Wunsch verabschieden, 2018 im Schneebergland einen ebenso packenden Rallyeverlauf bieten zu können!"
Das abschließende Gesamtergebnis nach 8 Sonderprüfungen:
01. Niki Mayr-Melnhof / Poldi Welsersheimb, Ford Fiesta R5 (1:22:05.4)
02. Kris Rosenberger / Christina Ettel, Ford Fiesta R5 (+ 2:34.0)
03. Martin Kalteis / Markus Kuntner, Mitsubishi Lancer VII (+ 2:51.2)
04. Julian Wagner / Anne Katharina Stein, Opel Adam R2 (+ 3:47.5)
05. Zoltán Szabó / Krisztian Szabo, Skoda Fabia R5 (+ 3:49.2)
06. Kristof Klausz / Betond Csanyi, Peugeot 208 R2 (+ 4:39.9)
07. Michael Kogler / Jennifer Hofstädter, Citroen DS3 R3T (+ 5:04.9)
08. Hermann Haslauer / Peter Treybal, Subaru Impreza WRX STi (+ 7:00.7)
09. Gerald Rigler / Martin Rossgatterer, Ford Fiesta R5 (+ 7:04.0)
10. Alexander Keresztesi / Markus Slabina, Subaru Impreza WRX STi (+ 7:10.2)
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